„Die Stadt Weiterstadt soll mit der Stadt Darmstadt und dem Landkreis Darm-stadt-Dieburg konkrete Planungen für den Bau einer Straßenbahn von Darmstadt nach Weiterstadt aufnehmen“, fordern die beiden Fraktionsvorsitzenden Lutz Köhler (CDU und Gunter Wächter (ALW) in einem gemeinsamen Antrag zur Stadtverordnetenversammlung am 6. Februar 2020.
Die DADINA, als gemeinsame Nahverkehrsorganisation der Stadt Darmstadt und des Landkreises Darmstadt-Dieburg habe bereits gute Vorarbeit geleistet. Als Planungsgrundlage solle im Sinne der beiden Fraktionen die Variante 4 der kürzlich im Weiterstädter Ausschusses für Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr vorgestellte Machbarkeitsstudie der Straßenbahnverbindung Darmstadt – Weiterstadt dienen. Die empfohlene Trassenführung sieht eine Wendeschleife zwischen der Überquerung L 3094 (Höhe Forststraße) bis zur Fußgängerunterführung am Weiterstädter Bahnhof unterhalb der Bahntrasse vor. Von dort soll die Straßenbahn zweigleisig durch die Bahnhofstraße auf die Darmstädter Straße und dort entlang bis zur B 42 führen. Die Bundesstraße soll dann überquert werden und die Straßenbahn würde überwiegend durch das Gewerbegebiet durch den Stadtteil Riedbahn nach Darmstadt weiterfahren.
„Wir haben uns intensiv mit der Machbarkeitsstudie und den darin enthaltenen Varianten auseinandergesetzt. Die bereits geäußerten Bedenken nehmen wir ernst und wollen diese auch sorgfältig und detailliert geplant bekommen. Bei den konkreten Planungen, die deutlich über eine Machbarkeitsstudie hinausgehen, sollte aus unserer Sicht zunächst ein besonderes Augenmerk auf den eventuell nötigen Neubau von Brückenbauwerken (Dornheimer Weg und Hochtanner Brücke), der niveaugleichen Kreuzung der B 42 am Ortseingang von Weiterstadt und der Führung durch die Darmstädter Straße und Bahnhofstraße in Weiterstadt gelegt werden“, fordert der CDU-Stadtverordnete Sebastian Sehlbach. Außerdem seien die kompletten Investitionskosten und die möglichen Fördermittel zu ermitteln sowie eine Verteilung auf die jeweiligen Kostenträger vorzulegen.
Im Gespräch ist die Straßenbahn in Weiterstadt schon seit vielen Jahren. „Letztmals ernsthaft diskutiert wurde es in der Stadtverordnetenversammlung – bis auf einzelne spätere Anfragen oder Beschlüsse zur Hochtannerbrücke – im Jahr 2009. Allerdings wurde damals die Planung aus finanziellen Gründen zurückgestellt“, erläutert der ALW-Verkehrsexperte Martin Möllmann.
„Erneut ins Gespräch gebracht wurde die Straßenbahn, weil die Stadt Darmstadt das Projekt mittlerweile positiv sieht, da sie u. a. innerstädtische Dieselfahrverbote auf mehreren Straßen wegen eines zu hohen Stickoxid-Ausstoßes erlassen musste. Sie hat deshalb ein verstärktes Interesse an der Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs“, berichtet Lutz Köhler. Zudem müsse die Anzahl der nach Darmstadt einfahrenden Busse deutlich reduziert werden.
„Eine Reduzierung des Individualverkehrs und des CO2-Ausstoßes ist auch für Weiterstadt ein Anliegen. Die Stadt Weiterstadt plant in Braunshardt ein neues Baugebiet mit ca. 2.000 weiteren Einwohnerinnen und Einwohnern zu entwickeln. Diese wollen sich auch fortbewegen und der Verkehr auf der B 42 ist bereits jetzt zu den Hauptverkehrszeiten stark überlastet. Daher muss dringend ein gutes ÖPNV-Angebot als Alternative angeboten werden“, so Gunter Wächter.
Natürlich gebe es bei solch einer großen und kostenintensiven Planung vieles zu beachten und auch kritisch zu hinterfragen, wie den notwendigen Lärmschutz für die Anliegerinnen und Anlieger sowie die hohen Investitionskosten, die auf die Stadt Weiterstadt zukommen würden. Ein besonderes Augenmerk sollte im Sinne der Christdemokraten und der Alternativen Liste auch darauf gelegt werden, dass die beiden Stadtteile Schneppenhausen und Gräfenhausen ein verbessertes ÖPNV-Angebot erhalten. Hier könne man sich eine Busanbindung an die Straßenbahn oder auch einen Ausbau der Direktbusverbindungen nach Darmstadt vorstellen.
„Leider gibt es wieder einmal keine Beschlussvorlage des Magistrates für dieses Projekt, welches Weiterstadt städtebaulich und verkehrlich langfristig prägen wird. Die größte Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung scheint lieber auf Zeit zu spielen, anstelle konkret zu sagen, ob sie für oder gegen die Straßenbahn ist“, kritisieren Köhler und Wächter gemeinsam den Bürgermeister und die SPD.
„Wichtig ist allerdings jetzt, dass die Stadt Weiterstadt ein Signal an die Stadt Darmstadt und den Landkreis Darmstadt-Dieburg aussendet, damit die konkreten Planungen beginnen können“, so Sehlbach und Möllmann abschließend.