„Wir machen uns nach wie vor große Sorgen um die derzeitige und künftige Betreuungssituation von Kindern unter drei Jahren in Weiterstadt. Es wurden an Eltern von 71 bis 90 Kindern unter drei Jahren Schreiben versandt (siehe Darmstädter Echo vom 16. Januar 2017), denen die Stadt Weiterstadt mangels aktuell freier Plätze eine Absage für einen Betreuungsplatz (Krippenplatz) erteilen musste“, erläutert Fraktionsvorsitzender Lutz Köhler die Intension eines gemeinsamen CDU-ALW-Antrags für die Stadtverordnetenversammlung am 30. März 2017.
Copyright: CDU Deutschlands/Butzmann „Nun wurde in der Fachausschusssitzung im April zwar die Zahl auf aktuell ca. 30 fehlende Betreuungsplätze von Seiten der Verwaltung reduziert und angemerkt, dass es sich in dem Anschreiben nicht um Absagen handele, aber faktisch sind es immer noch 30 fehlende Betreuungsplätze für Kinder und deren Eltern, die aus unserer Sicht nicht hinnehmbar sind. Hierbei geht es für die betroffenen Familien sehr wohl um eine Betreuungsplatzmisere, auch wenn dies die beiden Mehrheitsfraktionen nicht einsehen wollen.“
Auch die baurechtlichen bzw. brandschutzrechtlichen Hindernisse für die bereits im letzten Jahr beschlossene Erweiterungen können nur bedingt als Ausrede herangezogen werden, denn eine kompetente Verwaltung hätte bereits im Vorfeld diese Hindernisse erkennen und die Planungen verändern oder stoppen müssen, kritisieren die Christdemokraten. „Gerade der Umstand, dass mit den angekündigten neuen 36 – 48 Plätzen in den nächsten beiden Jahren der momentan bestehende Bedarf geradeso gedeckt werden könnte, ist für uns nicht zufriedenstellend. Weiterstadt ist eine Zuzugskommune, die Geburtenrate steigt und wir stellen eine erhöhte Bautätigkeit sowie eine verstärkte Verjüngung von Wohnquartieren fest, sodass wir davon ausgehen, dass diese neu geschaffenen Plätze nicht ausreichen werden und wir in einem Jahr die gleiche unbefriedigende Situation mit den vermeidbaren Absagen an Eltern haben werden“, erläutert der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Sebastian Sehlbach. Daher forderten die CDU- und ALW-Fraktionen ein langfristiges Betreuungsplatzkonzept für Kinder von der Kinderkrippe (Kinder unter drei Jahren), über die Kindertagesstätte (Kinder über drei Jahren) bis hin zur Früh- und Nachmittagsbetreuung an den vier Weiterstädter Grundschulen, solange diese nicht an dem Pakt für den Nachmittag (zuständig Landkreis Darmstadt-Dieburg als Schulträger) teilnehmen. Leider wurde dieser Antrag in der Stadtverordnetenversammlung vom 4. Mai 2017 durch die SPD-FWW-Mehrheit abgelehnt und die Antragsteller – teilweise sogar persönlich – in die Ecke von „Populisten und Panikmachern“ gestellt. „Es bringt den betroffenen Kindern und Eltern keinen weiteren Betreuungsplatz, wenn man sich wie SPD und FWW in jeder passenden oder unpassenden Situation nur für die tolle Bildungspolitik in Weiterstadt lobt, aber einen solchen Betreuungsplatzmangel entweder nicht sehen will oder einfach versucht, auszusitzen“, kritisiert Sehlbach.
Um die Debatte zu versachlichen und als Lösungsmöglichkeit, die in dem beantragten Konzept von Seiten der Verwaltung als Vorschläge hätten stehen können, können sich die CDU-Kommunalpolitiker den Neubau einer Kindertagesstätte mit ca. 80 Plätzen vorstellen, um die Gruppengröße auf maximal 23 Kinder (derzeit 25 Kinder) zu beschränken und dadurch Reserven für Notsituationen (wie aktuell bei der U3-Betreuung) zu haben. Hierbei könnte man auch den stetig steigenden Bedarf an Kindern mit Integrationsbedarf auffangen. „Wir versprechen uns auch viel von der angekündigten Online-Warteliste, die zentral für alle Kinderbetreuungsplätze in den nächsten Monaten geschaffen werden wird, um den Eltern eine bessere Planbarkeit zu ermöglichen. Auch die fachliche Erklärung, dass man die Eltern und das Kind bei der Anmeldung gerne persönlich kennenlernen möchte, ist für uns vollkommen nachvollziehbar“, ergänzt die Stadtverordnete Ina Dürr. „Eine bessere Transparenz bei der Platzvergabe sehen wir allerdings noch nicht, sind aber gespannt, wie die Online-Warteliste umgesetzt wird.“ Auch müsse mit den privaten Kindertagespflegepersonen mit der Zielrichtung verhandelt werden, dass diese sich vertraglich verpflichten, nur Weiterstädter Kinder zu betreuen.
Neben den baulichen Voraussetzungen müssen natürlich auch die passenden pädagogischen Konzepte erarbeitet und Fachpersonal angeworben werden. „Wir sind mit der Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bereich der Kinderbetreuung sehr zufrieden und möchten das aktuelle Personal möglichst langfristig an uns binden“, berichtet Stadtverordneter Marcus Mager aus persönlichen Erfahrungen. In den Betreuungseinrichtungen Weiterstadts werden die Kinder nicht nur betreut, sondern bereits – auch dank des einmaligen Bildungsgesamtplans – als ersten wichtigen Schritt in der Bildungskarriere eines jeden Kindes von Fachpersonal begleitet, um individuelle Fähigkeiten und Kompetenzen zu schulen.
„Umso wichtiger ist es, das ‚Personalentwicklungskonzept Kita 2020‘ umzusetzen und an die derzeitigen Herausforderungen anzupassen. Hierbei muss auch über weitere (finanzielle) Anreize für derzeitige und künftige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter intensiv nachgedacht werden. Wir verschließen uns dieser Diskussion jedenfalls nicht“, so Köhler und Sehlbach abschließend.