CDU Stadtverband Weiterstadt

Pädagogische Vielfalt und Flexibilität in Kitas?

Wahlfreiheit und Elternwünsche werden eigenen Überzeugungen von SPD und Freien Wählern geopfert.

Kooperation aus SPD und Freien Wählern lehnt CDU-Antrag für mehr pädagogische Freiheit und Flexibilisierung der Schließzeiten in den Weiterstädter Kitas ab.
Bild: CDU Deutschlands Dominik ButzmannBild: CDU Deutschlands Dominik Butzmann
In der Stadtverordnetenversammlung am 16. August 2018 brachte die CDU-Fraktion diesbezüglich einen Antrag mit verschiedenen Inhalten ein:
„Zum einen wollten wir, dass es den städtischen Kindertagesstätten grundsätzlich freigestellt wird, ob diese Ihre Einrichtung in offenen oder teiloffenen Gruppen oder in einem Gruppensystem organisieren. Dafür sollten die Elternbeiräte, die Erzieher/innen und die Leitungen der Kindertagesstätten entsprechend befragt werden. „Wir wissen, dass in der Elternschaft die Meinungen zu dem – in städtischen Kitas verpflichtendem Konzept von offenen Gruppen – weit auseinandergehen. Viele Eltern haben sich bei uns über dieses Konzept beschwert. Andere kommen damit gut zurecht. Gerade die freien Träger in Weiterstadt (AWO, Sportkindergarten und kath. Kindergarten) arbeiten weiterhin im geschlossenen Konzept und werden insbesondere deswegen von den Eltern bewusst ausgewählt. Unser Antrag zielt nicht darauf, sich auf ein pädagogisches Konzept festzulegen. Vielmehr möchten wir den Eltern mehr Wahlfreiheit geben; ähnlich wie es die Politik im Land Hessen den Eltern bei G 8 und G 9 oder bei der Inklusion eingeräumt hat. Es gibt kein Einheitskind. Jedes Kind ist anders und wer soll besser wissen als die Eltern, welches pädagogische Konzept am besten für ihr Kind ist. Deswegen wollen wir mehr Vielfalt in unserer städtischen Kinderbetreuungslandschaft und mehr Beteiligung der Eltern“, so erläuterte der Fraktionsvorsitzende der CDU und Landtagskandidat Lutz Köhler den Antrag. 
Zum anderen sollten die Erzieherinnen und Erzieher und Eltern befragt werden, ob sie die Beibehaltung der sommerlichen Schließzeiten befürworten oder sich ein flexibles System der Urlaubsplanung wünschen. Schließlich sollte berechnet werden, ob und welche personellen Mehrbelastungen durch die Abschaffung der Schließzeiten entstehen würden.

SPD und Freie Wähler lehnten den CDU-Antrag ab und stellten einen Änderungsantrag. Man sehe keinen Sinn in der Diskussion, beharre auf dem Zwang des offenen Konzeptes und wolle lieber eine Qualitätsstudie über die Kitas in Auftrag geben. Hierfür wurden 12.000 Euro zusätzlich in den Haushalt eingestellt.
„Nachdem wir näher nachfragten, stellte sich heraus, dass der eingebrachte Änderungsantrag von SPD und Freien Wählern zur Durchführung der Qualitätsstudie nicht so innovativ war, wie es uns die regierende Kooperation aus SPD und FWW zunächst glauben machen wollte. Denn die Qualitätsstudien wurden bereits in zwei der Kitas durchgeführt und weitere Studien waren bereits geplant. Nun sollten sie aber den Stempel der Kooperation tragen, um deren Mangel an Ideen zur Verbesserung in diesem Bereich zu verdecken. Noch dazu werden hier nicht alle Eltern befragt. Wieso nur? Hat man Angst im Rathaus vor den Antworten?“, kritisiert die Stadtverordnete Ina Dürr. „Bezüglich der Schließzeiten wurde seitens der Verwaltung mitgeteilt, dass die Erzieher/innen keine Veränderungen in diesem Bereich wünschten und die Eltern die sog. Sommer-Kita nutzen könnten.“

An dieser Stelle müsse man klarstellen, dass die Erzieherinnen und Erzieher nie direkt bezüglich ihrer Einstellung zu den Schießzeiten befragt wurden. „Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass es zum Beispiel beim Sportkindergarten ohne feste Schließzeiten in den Sommerferien klappt. Warum ist dort möglich, was bei den städtischen Einrichtungen nicht geht?“, fragt sich nicht nur Ina Dürr.

„Laut Aussage der Verwaltung werden die Eltern regelmäßig nach ihren Wünschen befragt“, ergänzt die Stadtverordnete Lisa Meinhardt. „Ich habe zwei Kinder im Kindergartenalter und bin noch nie von der Stadt gefragt worden, ob ich mir Änderungen vorstellen könnte. Weiterhin wurde uns erzählt, die Sommer-Kita sei nur für den Notfall gedacht, also so eine Art ‚Notfall-Kita‘ für die Eltern, die es wirklich nicht anders organisieren könnten. Die Gruppen seien zusammengewürfelt, was natürlich nicht für jedes Kind geeignet ist. Und so wundert es mich nicht, dass nicht so viele Eltern ihre Kinder dort angemeldet haben.“

Abschließend stellte Lutz Köhler fest, „dass SPD und Freie Wähler in der linksideologischen Ecke der Bildungspolitik gefangen sind. Wahlfreiheit und Elternwünsche werden den eigenen Überzeugungen geopfert. Bürgermeister Ralf Möller und die SPD kennen nur ein perspektivloses ‚Weiter so‘ und sind nicht bereit, Verbesserungen und mehr Freiheit zu ermöglichen." 

Offene Gruppen - Eine Erklärung

Der Begriff offene Gruppe bezieht sich auf ein pädagogisches Konzept, das sich seit Ende der 1970er Jahre in deutschen Kindertagesstätten wachsender Beliebtheit erfreut. Angeregt durch Ideen von Reformpädagogen (Jean-Jacques Rousseau, Maria Montessori, Janusz Korczak, Jean Piaget, Alexander Sutherland Neill) waren es vor allem Elementarpädagogen, die sich dafür entschieden haben, den – bei den ihnen anvertrauten Kindern – beobachteten Entwicklungsbedürfnissen Rechnung zu tragen.

So haben sie vielerorts die üblichen sogenannten Stammgruppen aufgelöst und den Kindern die Möglichkeit eingeräumt, sich in freigewählten Spielgruppen mit von ihnen ausgewählten und initiierten Aktivitäten zu befassen.

Vorteile:
  • kennen alle Räume, alle Fachkräfte und alle anderen Kinder
  • finden leichter Spielkameraden für bestimmte Aktivitäten
  • Geschwister aus verschiedenen Gruppen können etwas gemeinsam machen

Nachteile:
  • kleinere Kinder können durch wechselnde Gruppenzusammensetzung verunsichert werden
  • Verlust an Geborgenheit, Sicherheit und Struktur
  • Verlust des Gruppengefühls, fehlender Gruppenzusammenhalt, weniger Solidarität
  • eventuell erschwerte Sozialentwicklung: weniger enge Beziehungen zu anderen Kindern aufgrund der fortwährenden Fluktuation in der Zusammensetzung von Spielgruppen, weniger feste Freundschaften
  • Kinder mit Kontaktschwierigkeiten benachteiligt, Rückzug schüchterner Kinder
  • kleinere Kinder mögen eine konstante Bezugsperson und Zuwendung vermissen
  • die Kinder werden nicht auf den in der Schule erforderlichen strukturierten Tagesablauf (Stundenplan) vorbereitet