„Ich setze mich für die Alphabetisierung von Erwachsenen, die Mobilität der Zukunft und die Bekämpfung des Klimawandels ein!“
Weiterstadt im Blick: Liebe Frau Dr. Mannes, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für ein Interview mit uns genommen haben, das jedoch aufgrund der Corona-Pandemie digital stattfinden muss. Zunächst einmal die Frage, wie geht es Ihnen persönlich?
Dr. Astrid Mannes MdB: Vielen Dank für die Einladung zu diesem Interview. Ich habe mir gerne die Zeit dafür genommen. Mir persönlich geht es gut, danke der Nachfrage. Natürlich waren die letzten Monate auch für mich keine einfache Zeit, aber ich habe versucht – gemeinsam mit meinem Ehemann Boris – das Beste daraus zu machen. Boris und ich waren und sind immer noch sehr viel und gerne in der Natur unterwegs. Die Wanderungen und Tierbeobachtungen sind ein wichtiger Ausgleich für die vielen Stunden am Computer.
Weiterstadt im Blick: Sie sind seit vier Jahren Mitglied des Deutschen Bundestages in Berlin und vertreten dort den Wahlkreis Darmstadt. Wie kann man sich Ihre Arbeit in Berlin vorstellen?
Dr. Astrid Mannes MdB: Im Normalfall bin ich an den 21 bis 22 Sitzungswochen pro Jahr von montags bis freitags in Berlin. Ich fahre montagmorgens mit dem Zug ab Mühltal nach Berlin. Am Montagabend trifft sich traditionell die Landesgruppe der hessischen CDU-Bundestagsabgeordneten, am Dienstagvormittag tagen die Arbeitsgruppen und am Nachmittag tagt die CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Am Mittwochvormittag treten die Ausschüsse zusammen und mittags beginnt das Plenum. Donnerstag und Freitag sind Plenartage. Am Freitagabend geht es dann wieder zurück in den Wahlkreis. Natürlich finden zwischendurch und vor allem abends noch weitere Sitzungen, Gespräche, Vorträge und weitere Veranstaltungen statt. Dies ist derzeit alles wegen der Corona-Pandemie nur eingeschränkt möglich bzw. findet deshalb im Online-Format statt.
Weiterstadt im Blick: Was kann die Politik und die Gesellschaft aus der Corona-Pandemie lernen?
Dr. Astrid Mannes MdB: Ich trete für die Einsetzung einer unabhängigen Expertenkommission ein, die die letzten 16 Monate kritisch aufarbeitet, die Entscheidungen der Politik beurteilt und Empfehlungen für künftige Pandemien erarbeitet. Es ist nach der Bewältigung der Corona-Pandemie Zeit für eine ehrliche Analyse. Auch wir Politikerinnen und Politiker sind nur Menschen und Menschen machen Fehler. Diese Fehler sollten wir allerdings nicht wiederholen! Deshalb wollen wir uns für zukünftige Herausforderungen (z. B. erneute Pandemien) noch besser aufstellen, auch wenn Deutschland im internationalen Vergleich bis jetzt sehr gut durch diese Krise gekommen ist. Ich hoffe, dass demnächst in unserer Gesellschaft wieder mehr das Miteinander anstelle des Gegeneinanders in den Mittelpunkt rückt! Das, was uns früher selbstverständlich erschien, wie z. B. die uneingeschränkte Bewegungsfreiheit oder überhaupt unsere Grundrechte, sollten wir künftig wieder ganz anders schätzen.
Weiterstadt im Blick: Sie sind Mitglied im Bundestagsausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung und bundesweit eine der Expertinnen für die Alphabetisierung. Was kann man sich darunter konkret vorstellen?
Dr. Astrid Mannes MdB: Rund 6,2 Millionen Erwachsene in Deutschland – davon 52 % mit Deutsch als Muttersprache – sind funktionale Analphabeten, d. h. Erwachsene, die nicht richtig lesen und schreiben können. Sie haben es im Berufsleben und überhaupt im Alltag, sei es beim Ausfüllen von Formularen oder Fragebögen, beim Lesen von Hinweisschildern oder von Beipackzetteln oder im Bereich der politischen Teilhabe besonders schwer.
Ich mache mich für eine stärkere Sprachförderung von Kindern ab dem Kindergartenalter stark, damit zukünftig nicht mehr so viele junge Menschen die Schule als Analphabeten verlassen.
Weiterstadt im Blick: In der Vorbereitung des Gesprächs bin ich auch über Ihre Aktivitäten zur „Mobilität der Zukunft“ gestolpert. Gerade für die Region in und um Darmstadt ist das Thema Verkehr ein sehr wichtiges. Wie sehen Ihre Visionen für die „Mobilität der Zukunft“ aus?
Dr. Astrid Mannes MdB: Ich bin Vorsitzende einer Arbeitsgruppe zur Mobilität der Kommunalpolitischen Vereinigung (KPV) von CDU und CSU auf Bundesebene. Unser Ziel ist es, die Mobilität der Menschen nicht nur kurzfristig, sondern insbesondere auch mittel- und langfristig zu verbessern.
Wir haben uns z. B. mit dem Ausbau der Elektromobilität, aber auch der Wasserstofftechnologie im ÖPNV beschäftigt. Unsere Vision ist es, dass wir die Verkehrsmittel Auto, Bahn, Fahrrad bedarfsangemessen, nachhaltig und intelligent miteinander verknüpfen. Wir wollen niemandem ein Fortbewegungsmittel vorschreiben, sondern jeder und jedem ein möglichst passgenaues Angebot unterbreiten.
Weiterstadt im Blick: Gibt es auch bereits konkrete Ergebnisse oder Initiativen?
Dr. Astrid Mannes MdB: Ja, ich habe mich für die Neufassung der Nutzen-Kosten-Untersuchung (NKU), dem standardisierten Bewertungsverfahren von Verkehrswegeinvestitionen im schienengebundenen ÖPNV stark gemacht. Hierdurch könnte z. B. die Realisierung der Straßenbahn von Darmstadt über Roßdorf nach Groß-Zimmern in greifbare Nähe rücken. Außerdem setze ich mich für den Ausbau der Lärmwirkungsforschung ein. Der Zusammenhang von Erkrankungen und Lärm muss genauer untersucht werden – das ist auch gerade für unsere lärmbelastete südhessische Region relevant. Auf meine Anfrage hin bestätigten hier die Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages Forschungslücken. Dies ist auch für die Bahnneubaustrecke Frankfurt – Mannheim und unserem Ziel des übergesetzlichen Lärmschutzes wichtig.
Weiterstadt im Blick: Welche Fördermittel konnten Sie z. B. nach Weiterstadt lotsen?
Dr. Astrid Mannes MdB: Nach Weiterstadt gingen z. B. kürzlich 61.300 Euro für das Schloss Braunshardt. Insgesamt sind in den letzten Jahren viele Millionen Euro in den Wahlkreis geflossen, teilweise kleinere Summen, aber auch Millionenbeträge u.a. für den Breitbandausbau.
Weiterstadt im Blick: Derzeit ist für viele Menschen der verstärkte Einsatz für den Klimaschutz das wichtigste politische Anliegen. Wie sehen Sie dies? Ist der Klimaschutz das zentrale Wahlkampfthema?
Dr. Astrid Mannes: Ja, der Klimaschutz wird uns in den nächsten Jahren und Jahrzehnten als eine der zentralsten politischen, aber auch gesellschaftlichen Aufgaben begleiten. Ich finde es gut, dass sich gerade die junge Generation für unser Klima, unsere Umwelt und Natur stark macht – hoffentlich auch mit entsprechendem Verbraucherverhalten! Denn jeder einzelne kann mit seinem Verhalten zu Umwelt- und Klimaschutz aktiv beitragen. Ich fliege nicht nach Berlin, sondern fahre stets mit dem Zug, auch schon vor der Corona-Pandemie.
Ich verspreche mir viel vom nationalen CO2-Emissionshandel für den Bereich Verkehr und Wärme, den wir aber schnellstmöglich zu einer europäischen Lösung weiterentwickeln wollen. Auch braucht es eine Innovationsoffensive, um mit neuen Technologien und attraktiven Geschäftsmodellen den Klima- und Umweltschutz zu fördern. Die Bundesregierung steckt hohe Summen in entsprechende Forschungsprojekte, auch in die Nationale Wasserstoffstrategie.
Die Klimaproblematik kann nur im internationalen Zusammenspiel gelöst werden. Deutschland und Europa können noch so große Anstrengungen zum Schutz des Klimas unternehmen – wenn die Regenwälder weiterhin großflächig abgeholzt werden, können wir das Klima nicht retten. Daher habe ich eine Initiative zum Schutz des Regenwaldes angestoßen, der sich rund 40 Bundestagskolleginnen und Bundestagskollegen der Union angeschlossen haben.
Weiterstadt im Blick: Warum sollen die Wählerinnen und Wähler am 26. September 2021 bei der Bundestagswahl Sie mit der Erststimme und die CDU mit der Zweitstimme wählen?
Dr. Astrid Mannes MdB: Die CDU ist die einzige Partei, die immer das große Ganze und alle Alters- und Gesellschaftsgruppen im Blick hat. Wir sind keine Ein-Themen-Partei oder eine Klientelpartei, sondern eine Volkspartei. Wir sind die Partei der Sozialen Marktwirtschaft; aber auch die Bewahrung der Schöpfung gehört zu unserem christlichen Selbstverständnis. Wir wollen Wirtschaft und Ökologie zusammenführen. Die deutsche Wirtschaft kann sich im Bereich des Klimaschutzes durch Innovationen und Technologie einbringen. Umwelt- bzw. Klimaschutz und Wirtschaftswachstum schließen sich nicht aus. Im Gegenteil: Das Bedürfnis zu mehr Klimaschutz weltweit eröffnet unserer Wirtschaft auch große Chancen.
Wir müssen die Modernisierung unseres Landes in der neuen Wahlperiode in den Mittelpunkt des Handelns stellen, damit wir auch international weiter vorne mitschwimmen können. Gerade für die Region stehen wichtige Entscheidungen an und dies geht nur mit einer starken CDU, aber auch einer kompetenten, fleißigen und gut vernetzten Streiterin für die Interessen der ca. 350.000 Menschen in meinem Wahlkreis. Dieser Aufgabe möchte ich mich weiterhin stellen.
Weiterstadt im Blick: Frau Dr. Mannes, wir danken Ihnen für das nette Gespräch und wünschen Ihnen viel Erfolg im Bundestagswahlkampf.
Dr. Astrid Mannes: Ich danke Ihnen auch und wünsche Ihnen und allen Leserinnen und Lesern viel Gesundheit. Ich freue mich über jede Unterstützung im Wahlkampf und stehe jederzeit für Fragen, Anregungen, aber auch Kritik zur Verfügung.