Ina Dürr will am 26. Mai 2019 die erste Weiterstädter Bürgermeisterin werden – „Die Verkehrsentwicklung und die weitere Verbesserung der Kinderbetreuung liegen mir besonders am Herzen!“
Weiterstadt im Blick: Liebe Ina, unsere Leserinnen und Leser interessieren sich sehr für Dich als Person. Würdest Du Dich daher bitte kurz einmal vorstellen? Ina Dürr: Ich bin 36 Jahre alt und von Beruf Juristin. Ich bin ein geselliger und sehr familienverbundener Mensch. Da, wo es angebracht ist, nenne ich die Dinge auch beim Namen. Mir wird nachgesagt, ich sei recht gradlinig. Außerdem bin ich bin sehr heimatverbunden und in Weiterstadt verwurzelt.
Bleibt neben der Arbeit im Wirtschaftsministerium in Wiesbaden und der Kommunalpolitik noch Zeit für andere Hobbies? Ina Dürr: Ehrlich gesagt habe ich nur noch sehr wenig Freizeit, aber ich nehme mir immer gerne Zeit für meine Familie und Freunde. Wir machen Spieleabende, gehen gemeinsam Essen und ins Kino etc. Das muss schon auch sein.
Wie haben die Leute auf deine Kandidatur reagiert? Ina Dürr: Es hat mich sehr gefreut, dass so viele Menschen mir dieses Amt zutrauen und mir ihr Vertrauen schenken wollen. Viele finden gut, dass in Weiterstadt einmal eine Frau kandidiert. Natürlich möchte ich aber deshalb gewählt werden, weil ich das beste Wahlprogramm habe, das Weiterstadt nach vorne bringt.
Du engagierst Dich als Stadtverordnete seit drei Jahren im Sozial- und Kulturausschuss. Dort wird das sehr präsente Thema Kinderbetreuung bearbeitet. Was möchtest Du noch weiter verbessern? Ina Dürr: Ich bin glücklich darüber, dass Weiterstadt bereits jetzt ein sehr hohes Qualitätsniveau an Kinderbetreuung vorweisen kann. Als Bürgermeisterin möchte ich die Plätze in der U3- und Ü3-Betreuung noch weiter ausbauen. Zudem möchte ich den Eltern mehr Wahlmöglichkeiten geben. Sie sollen sich aussuchen können, nach welchem Konzept ihre Kinder betreut werden. Dies soll in Abstimmung mit den Eltern, Erzieher/innen und Kita-Leitungen geschehen. Weiterhin möchte ich die Abschaffung der Schließzeiten – zumindest in einem Teil der Kitas gerade in den Sommerferien – erneut prüfen.
Auf jeder Bürgerversammlung oder Fastnachtssitzung geht es in Weiterstadt um den Verkehr, Staus und zu schnelles Fahren. Wie willst Du die Weiterstädter Verkehrsprobleme lösen? Ina Dürr: Ich möchte, dass die B42 kreuzungsfrei im Bereich der Loop-Einfahrt ausgebaut wird. Und ich möchte, dass dies möglichst vom Bund bezahlt wird. Dazu bedarf es eines baldigen Verhandlungsbeginns, da sich solche Prozesse oftmals jahrelang hinziehen können. Des Weiteren soll zur Entlastung der Gehaborner Weg in Richtung Griesheim ausgebaut werden. Jeder, der dort regelmäßig entlang fährt, sieht den Bedarf. Noch in diesem Frühjahr wird dazu von meinem Team und mir auch eine eigene Verkehrszählung durchgeführt werden.
Bei der Deutschen Bahn werde ich mich gegen die Planungen einer Güterverkehrstrasse wehren, die unseren Ort zerschneiden und unser Naherholungsgebiet am Braunshardter Tännchen zerstören würde. Ich spreche mich klar für den Trassenverlauf an der Autobahn 67 (Klein-Gerauer-Spange), auch aus Gründen der Bündelung von Verkehrswegen, aus. In jedem Fall muss der maximale Lärmschutz für unsere Bevölkerung (etwa durch einen Trog oder Tunnel) gewährleistet sein.
Aber auch für die neue ICE-Strecke entlang der A5 werde ich mich für Lärmschutzschutzmaßnahmen zum Schutze Gräfenhausens einsetzen. An dieser Stelle und beim Ausbau des Gehaborner Weges halte ich es auch für wichtig, mit den anderen betroffenen Kommunen wie Griesheim in einen Dialog zu treten. Ich denke, mit gemeinsamen Positionen können wir mehr erreichen, als alleine.
Wenn ich gewählt werde, werde mich auch für eine Verschiebung der neuen Flugroute Amtix-Kurz zur Entlastung von Schneppenhausen und Gräfenhausen stark machen. Eine „Einkesselung“ durch Lärmquellen ist für mich und die Bürger nicht hinnehmbar.
Und wie stehst Du zu den Umbaumaßnahmen in der Darmstädter Straße? Ina Dürr: Zuerst einmal kritisiere ich, dass nicht gemacht wurde, was einst von der Stadtverordnetenversammlung beschlossen wurde. Bereits in der letzten Legislaturperiode wurde vereinbart, dass die Darmstädter Straße genauso erneuert werden soll, wie vor der evangelischen Kirche und wie vorm Darmstädter Hof. Bei solchen weitreichenden Maßnahmen wie der Wegnahme der Parkplätze wären aus meiner Sicht von Beginn an die Gewerbetreibenden einzubeziehen gewesen. Und damit meine ich, man hätte die in der Straße direkt ansässigen Geschäftsinhaber fragen müssen. Meines Erachtens muss man, um die Straße auf lange Sicht zu verbessern, für sie einen Bebauungsplan aufstellen. Dadurch könnte man dafür sorgen, dass neue Häuser an der Darmstädter Straße mehrere Meter weiter hinten gebaut werden müssten, als es derzeit der Fall ist. Auf lange Sicht hätte dies zur Folge, dass man die Straße und die Bürgersteige angemessen verbreitern könnte. Damit könnten sowohl Parkplätze als auch breitere Fußgängerwege geschaffen werden, ohne dass sich die verschiedenen Verkehrsteilnehmer gegenseitig in die Quere kommen. Wenn die Bürgerinnen und Bürger mir ihr Vertrauen schenken, werde ich mich dafür einsetzen. Die Idee einer Einbahnstraße lehne ich aufgrund der Belastung der Nebenverkehrs-straßen ab. Ich begrüße auch die Wiedereinsetzung des „Arbeitskreises Darmstädter Straße“ und werde mich dort selbstverständlich einbringen.
Was hältst du von der Idee einer Straßenbahn für Weiterstadt? Ina Dürr: Ich stehe der Idee einer Straßenbahn offen gegenüber. Wir müssen erkennen, dass wir mit den Bussen im ÖPNV langsam den Höhepunkt der Auslastung erreichen. Eine Straßenbahn hat deutlich höhere Beförderungskapazitäten als ein Bus. Zudem ist sie umweltschonender und mit modernen „Flüstergleisen“ heutzutage auch nicht mehr besonders laut. Vorstellbar wäre für mich ein eingleisiger Straßenbahnring, der, aus Darmstadt kommend, von der Kreuzung am Segmüller auf die Darmstädter Straße einbiegt, durch sie hindurchführt und dann an der Kreuzung am Hallenbad nach links auf die B 42 und so wieder zurück nach Darmstadt führt. Eine Anbindung Braunshardts könnte meines Erachtens auch mitgeprüft werden.
Weiterstadt will und muss in den nächsten Jahren über 40 Millionen Euro investieren, um den Sanierungsstau abzubauen. Wie stehst Du zu den einzelnen Investitionen? Ina Dürr: Wir haben nun die Sanierung der Feuerwehr und des Bauhofs beschlossen. Dies war zweifelsohne notwendig und Sicherheit ist ein hohes Gut. Gleiches gilt für die zwei neuen geplanten Kitas. Wir benötigen dringend ausreichende Kinderbetreuungsplätze und können mit dem Bau nicht mehr lange warten.
Was die Sanierung des Bürgerhauses Schneppenhausen angeht: Hier wäre ich klar für einen Neubau gewesen. Dadurch hätte man für fast das gleiche Geld viel weitreichendere Gestaltungsmöglichkeiten für die Vereine erhalten. Nun wurde aber die Sanierung beschlossen. Es müssen bei dem derzeitigen Bauboom erst einmal Baufirmen gefunden werden und oftmals erlebt man beim Bauen ja auch „Überraschungen“, die alles verteuern.
Bei einer realistischen Betrachtungsweise wird man deshalb einsehen müssen, dass ein Hinausschieben der Sanierung oder des Neubaus des Bürgerhauses Gräfenhausen für mindestens fünf Jahre notwendig sein wird. Reparaturarbeiten müssen natürlich dennoch vorgenommen werden, genauso wie übrigens am Bürgerzentrum in Weiterstadt. Dort muss auch dringend etwas mit den sa-nitären Anlagen passieren.
Weiterstadt will weiterhin kräftig wachsen. Daher soll ein neues Wohngebiet mit bis zu 3.000 Neubürgerinnen und Neubürgern entwickelt werden. Was ist Deine Position zur aktuellen Planung des Neubaugebietes Apfelbaumgarten II? Ina Dürr: Ich bin nicht grundsätzlich gegen ein Neubaugebiet. Die Weiterentwicklung ist für eine Stadt wie unsere immer wichtig und ich bin mir darüber bewusst, dass insbesondere junge Familien und auch andere Suchende es mittlerweile sehr schwer haben, hier eine Wohnung oder ein Haus zu finden. Man kann aber auch nicht ignorieren, dass die Planungen zum Neubaugebiet nicht ausgereift sind. Es steht keine Finanzierung und es existiert bisher kein Verkehrskonzept. Die B 42 ist bereits jetzt schon überlastet und hinsichtlich des Anschlusses an die Kläranlage sind noch Fragen offen, zum Beispiel, ob die bestehenden Kapazitäten überhaupt ausreichen.
Nach der aktuellen Planung sollen die neuen Stromtrassen für das Baugebiet überirdisch bleiben. Dies ist für mich keine erstrebenswerte Planung. Abgesehen davon, wissen wir noch immer nicht, wo die neue Bahntrasse entlangführen soll. „Leben unter der Stromtrasse und neben der Güterbahnschiene“ – für mich ist dies kein toller Slogan.
Ich spreche mich daher eher für die Verdichtung in den Innenstädten aus. Gleichzeitig möchte ich auch kleine Baugebiete, wie z. B. in Schneppenhausen, auch zum Erhalt der Grundschule und der Vereine vorwärtstreiben. Das Neubaugebiet des Apfelbaumgarten II sollte zumindest in Abschnitten geplant werden, um die Kommune vor Überlastungen zu schützen. Wir müssen ja auch bedenken, dass andere Infrastrukturen, wie Kindergärten und Schulen erneut ausgeweitet werden müssten, wenn sich Weiterstadt vergrößert. All dies muss auch geplant und bezahlt werden können.
Gut, dass Du selbst die Schulentwicklung ansprichst, obwohl der Schulbau Aufgabe des Landkreises ist. Wie stehst Du zur Entwicklung der Schullandschaft in Weiterstadt? Ina Dürr: Als Bürgermeisterin muss ich natürlich auch die Schulentwicklung im Auge haben. Ich denke dabei insbesondere an den Ausbau und die Entwicklung des Campus-Gedankens rund um die Albrecht-Dürer-Schule (ADS).
Ich wünsche mir dort den Erhalt der Anna-Freud-Schule als Förderschule. Eine fünfte Grundschule sollte nicht direkt auf dem Gelände der ADS, sondern auf einem eigenen Gelände gegenüber am Klein-Gerauer-Weg gebaut werden. Ich möchte mich auch für einen neuen Standort der Astrid-Lindgren-Schule in Braunshardt einsetzen. Dort passierte bisher leider nichts, außer dass Teile der Schule schon mal abgerissen wurden. Die Planungen, die bis jetzt betrieben, aber nicht umgesetzt wurden, sind zudem falsch. Die Schule wird dreizügig geplant. Bedarf ist aber nach aktuellem Anmeldungsstand bereits für vier Züge angemeldet worden und dieser Bedarf wird wohl auch zukünftig so bleiben. Eine Klasse soll daher künftig in die neue fünfte Grundschule gehen. Wir stehen da aber vor einem großen Problem: Was passiert mit den Braunshardter Schülerinnen und Schülern in den nächsten vier Jahren bis die neue fünfte Grundschule gebaut ist? Ich hätte mir bei einem so wichtigen Thema eine vorausschauende Planung des Landkreises gewünscht.
Sprechen wir über die Vereine in Weiterstadt. Vereine sind das Rückgrat unserer Gesellschaft und dort geschieht sehr viel ehrenamtlich. Wie willst Du dieses ehrenamtliche Engagement noch besser fördern? Ina Dürr: Ich danke allen Ehrenamtlichen, die sich in ihrer Freizeit, abends und am Wochenende die Zeit nehmen, unsere Stadt mit ihrem Engagement in vielfältiger Weise zu verbessern. Egal, ob bei der Freiwilligen Feuerwehr, den Sport-, Karnevals- oder Kulturvereinen: Vereine benötigen moderne, zeitge-mäße Gebäude und Bürgerhäuser, die ihnen kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. Dazu bedarf es seitens der Stadt z. B. im Bereich der Feuerwehr einer konsequenten Abarbeitung des Bedarfs- und Entwicklungsplans. Natürlich werde ich als Bürgermeisterin auch immer ein offenes Ohr für alle Anliegen der Vereine haben. Ich werde dabei leider sicherlich nicht immer jeden Wunsch er-füllen können, aber das, was ich zusage, werde ich auch halten.
Ich danke Dir für Deine Zeit und das nette Gespräch, liebe Ina. Ich wünsche Dir einen super Wahlkampf und natürlich am 26. Mai 2019 oder auch erst am 16. Juni 2019 den Wahlsieg. Ina Dürr: Ich danke Dir und wünsche uns allen eine schöne Frühlingszeit.